Musik ohne Grenzen ist eine Formulierung, die man oft hört, aber selten ist sie so zutreffend wie im Fall von La Banda di Palermo. Ohne geografische Grenzen, aber auch ohne Grenzen bezüglich der Musikgenres und darin auch zwischen verschiedenen Kunstformen. Nicht zufällig sind sie seit geraumer Zeit eine der überzeugendsten Bands des palermitansichen Underground, die auch regelmäßig ins Ausland touren vor allem nach Mitteleuropa, wo sie quasi zu Hause sind.
Seit über 20 Jahren sind die Bandmitglieder aktiv, anfangs als Musica Internazionale Locale (M.I.L.) können sie mit zahlreichen und unterschiedlichsten Erfahrungen im Gepäck (vom Punk zur Volksmusik) jede Grenze mit Leichtigkeit überschreiten.
Die zwei „Veteranen“ Giacco Pojero und Nino Vetri bewegen sich zwischen Literatur, Theater und Musik in Projekten die ineinander greifen und dabei die traditionellen Klassifizierungen überschreiten, während die solide Instrumentalgrundlage der weiteren Mitglieder der Band die Vielseitigkeit garantiert um jeglichen Klang in absolut natürlicher Weise entstehen zu lassen.
Und so erscheinen auch auf diesem neuen Album „Lo sguardo di rame (Kupferblick)“, einer CD mit 11 Titeln, die von Qanat Records veröffentlicht wurde, zahlreiche unterschiedliche musikalische Seelen, ein Kaleidioskop, das in seinem Inneren zusammengehalten wird von der gemeinsamen Begabung, die sich in der Neugier zur Kunst, dem Einsatz und der Leidenschaft äußert.
Sie erstreckt sich von der amerikanischen Grenze, mit Anklängen an Tom Waits und einer Gitarre alla Marc Ribot in den Titeln „Il municipio (Rathaus)“ und „Mi votu e mi rivotu (ich dreh und wende mich)“ fast jazzig die erste, verflochten mit einer Ska Basis im zweiten Stück, das ein traditionelles Lied aufnimmt, das auch von Rosa Balistreri interpretiert wurde. Dann geht’s über in einen Reggae angedeutet in „Soúra kai mastoúra“ (wörtlich „betrunken und drogensüchtig“) von Anestis Delias (einem „verdammten“ griechischen Musiker, der `44 gestorben ist), mit dem Akkordeon im Vordergrund und einer Atmosphäre von Zigeunermusik bis hin sogar zu einem bayrischen Jodler bei „La canzone di Charms (das Lied von Charms)“ inspiriert von Daniil Charms, einem russischen Schriftsteller, der vom Sowjetregime verfolgt wurde. Von indischem Einfluss hingegen ist die sanfte, losgelöste Ballade „Dalla scatola sono uscite due bolle (aus der Schachtel sind zwei Blasen aufgestiegen)“ geprägt.
Die große Bedeutung des Akkordeons kommt auch in anderen Stücken zum tragen wie im Titelstück, einem Walzer, der von den Bläsern unterstützt wird, seinem mitreißenden Ablauf, der gekennzeichnet ist von einem Text, vorgetragen von zwei Stimmen wird. Hier wird wieder einmal der Crossover von Musik, Literatur und Theater deutlich.
Die Stücke „La canzone di Charms“ „Dalla scatola sono uscite due bolle“ und „Lo sguardo di rame“ sind entstanden ducrh die Arbeit mit dem Erzählband „Disastri“ von Charms (erschienen bei Einaudi). Vertont wurden sie von Giacco Pojero und Nino Vetri mit der Band in einem neuen Gewand, aber zuvor schon dargeboten im Theaterstück: Dalla scatola sono uscite due bolle“. Auch „April“ wurde ursprünglich für das Theater geschrieben und greift einen Text von T.S. Eliot aus „Wasteland“ („das wüste Land“) auf.
Die Basis allen Schaffens bleibt immer die Folksmusik, der Folk im eigentlichen Wortsinn, derjenige der Straßenbandas, die traditionell bei den Dorffesten spielen, bearbeitet, angereichert und weiterentwickelt mit Elementen, die die moderne Musik bietet und die bei der Begegnung mit Klängen anderer, fernerer Länder entsteht.
Kaleidioskopisch schlussendlich, ist auch die Sprache, in der nicht nur Italienisch auch lokalem Dialekt Platz macht, sondern auch Fremdsprachen wie Griechisch, Deutsch und Englisch: „Lo sguardo di rame“ ist letzten Endes eine bunte und lebendige Patchworkarbeit von Klängen und Worten, die eine weitere Etappe zeichnet auf dem Weg einer der stimmigsten Bands der palermitanischen Musikszene, die. so selbstverständlich das klingen mag, im Liveauftritt ihre wahre Vollendung findet.
Anlässlich von Hochzeiten, Trauerfeiern und Prozessionen zieht auf Sizilien die „Banda“ durch die Straßen. Mit Blas- und Schlaginstrumenten bringt sie musikalisch Freude und Schmerz, Spiritualität und Weltoffenheit zum Ausdruck. Dies ist die gemeinsame Wurzel aus der LA BANDA DI PALERMO gewachsen ist.
Vor mehr als 10 Jahren hatte der damalige Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando, eine Idee: Die Straßenkinder Palermos sollten nicht mehr als Kleinkriminelle der Mafia dienen, sondern sich ihrer kulturellen Herkunft erinnern und Musik machen.
Mit Giacco Pojero und Nino Vetri fand er die ideale Besetzung für dieses Projekt. Beide sind studierte Musiker, Giacco Pojero aus dem Bereich der Klassik, tauschte der Beweglichkeit wegen das Klavier gegen ein Akkordeon, Nino Vetri hat sich nicht nur in seiner Diplomarbeit dem Punk verschrieben und spielt neben Saxophon fast jedes Instrument, das er in die Hände bekommt. Die beiden fanden mit Antonella Romana eine begnadete Trompeterin, die bis dato einer „Banda“ in einem sizilianischen Bergdorf angehörte. Vervollständigt wurde die Gruppe mit Fabio Perricone, einem der versiertesten Jazz-Schlagzeuger Siziliens.
Schon bald beschlossen die vier Musiker eine gemeinsame Band zu gründen, die zunächst „M.I.L. - Musica Internazionale Locale“ hieß und später den Namen LA BANDA DI PALERMO bekam.
Der völlig eigene Stil der Musik von La Banda di Palermo erklärt sich zum einen durch die unterschiedliche musikalische Heimat der vier Musiker und zum anderen durch die Liebe zu ihrer gemeinsamen Heimat Palermo.
„Palermitanische Musik spielen heißt Geschichten erzählen“, sagt Giacco Pojero und „seinen glänzenden Deutschkenntnissen ist es zu verdanken, dass der feine Humor der gesungenen Texte nicht gänzlich verloren geht“ (Westdeutsche Zeitung).
Wer ein Konzert von La Banda di Palermo erlebt hat, ist nicht allein von den skurrilen Geschichten und der ungewöhnlichen, vertrauten Musik verzaubert, auch die ungeheure Präsenz der Musiker ist beeindruckend. „Die gekonnt theatralische Darbietung, die Gesten und komödiantischen Einfälle, lassen keinen Zweifel aufkommen, dass es um pure Lebensfreude geht“, schwärmt Manfred Görgens am 27.1.05 in der WZ.
Seit über 10 Jahren besteht eine feste Zusammenarbeit mit dem Regisseur Claudio Collovà. Viele der Kompositionen, die sie bei Konzerten auf der Bühne spielen sind den Theaterstücken entnommen.
Weitere Informationen und Fotos finden Sie unter officineouragan.com.
Die mitreißende Musik von La Banda di Palermo führt die Zuhörer durch die traurig-schöne manchmal bedrohlich-düstere, jedoch immer heiter strahlende Insel.
Die vier Musiker haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Stil der traditionellen Musik der „Banda“, die besonders in den Dörfern Süditaliens zu hören ist, einem breiten internationalen Publikum zugänglich zu machen. Mit Akkordeon, Trompete, Saxophon, Schlagzeug und Gesang huldigen die Musiker unter anderem ihrer Stadtpatronin Santa Rosalia - im nächsten Moment scheint man in Irland oder in Südamerika angekommen zu sein, denn auf Sizilien ist alles möglich.
Ihr Repertoire umfasst neben fast vergessenen Gesängen alter Fischer und kafkaesken Eigenkompositionen, Musik aus dem Balkan und aus Südamerika.
Dabei sprühen die vier vor Spiel- und Lebensfreude, dass nicht Funken, sondern ganze Lavaströme des Ätna auf das Publikum überspringen.
Marbach & Bottwartal 11.2008 - Download [.pdf], D
Folker! CD Rassegna 10.2008 - Download [.pdf], D
Staufer Kurier 07.2008 - Download [.doc], D
Ruhr Nachrichten 02.2008 - Download [.doc], D
Martina Kausch Seelenscheid 02.2007 - Download [.doc], D
Mindener Tageblatt 03.2009 - Weblink, D
Kölner Stadtanzeiger - Weblink, D
Miraggi Corsari - Weblink, I
Succoacido.it - Weblink, I
Mclink.it - Weblink, I